Die Depression, die Wand und Antrieb
Der Antrieb, seine Abwesenheit, ist der Tage der Störenfried, der meinen Tagesmut frisst, meine Angst auflackern lässt. Ärger und Wut verpuffen gegen ihn, als würde ich, mein Zauberer, eine Druckwelle gegen eine Wand jagen. Die Wand steht. Die Tür, die der Zauberer in der Wand gesucht hat. Sie gibt es nicht.
Der Antrieb ist hinter der Wand und ich versuche, den Zauberer zu erklären: Der Antrieb ist wie Rauch und drückt sich durch die Risse und kaputten Fugen in der Wand. Ein Rauchnebel, der mich beflügelt. Der Zauberer sucht eine Formel, schlägt in seinen Büchern nach. Doch es gibt kein sicheres Mittel.
Es gibt nur Krücke, den Zaubertrank, die Psychopharmaka oder Drogen. Manche Extrakte erzeugen schnell einen Nebel, einen Antrieb, doch nur für wenige Stunden. Der Nebel verfliegt plötzlich und ich stürze tief, tief in die Dunkelheit und die Wand kittet selbst ihre Risse. Diese Krücke vertieft die Leere, die Unruhe, die die Leere füllen will und doch nichts bewegt.
Andere, die Psychopharmaka benötigen, bedürfen Geduld. Ein leichter Rauch füllt meinen Lebensraum, ein Nebel auf dem Boden, der mich aus dem Bett befördert, Leichtigkeit zeigt. Doch bleibt es beim Zeigen. Es beunruhigt die Leere in mir, die zerrüttete Traurigkeit spielt mit dem Grübeln. „Es braucht Geduld“, sagt eine Seelendoktorin. Dann schwindet das Zeigen, der Nebel schwindet und ich steige einfach aus dem Bett, schreibe meine Texte und erfreue mich an den geschaffenen Fotos. Doch, je nach Gift, stört es den Schlaf, die Beine voller Unruhe, sie wollen laufen, dies abends im Bett, und in den Ohren rauscht der Tinnitus.
– MaxSophie